Liebe Freunde und Anverwandte,
nach langer Zeit finde ich nun auch endlich wieder die nötige Ruhe, um meinen Blog zu pflegen. Dass ich mich gerade in der malerischen Provence befinde, trägt sicherlich zu einer gewissen Gemütsruhe bei.
Ein etruskischer Altar auf der Akropolis von Marzabotto |
Tatsächlich habe ich ja Einiges nachzuholen, schließlich habe ich all das, was sich seit dem Jahreswechsel zugetragen hat, nicht mehr dokumentiert. Nachdem der Rutsch ins Neue Jahr über die Runden gebracht war, verbrachten Elisa und ich zunächst noch einige Tage in Prato. Während Elisa fleißig an Ihrer Dissertation arbeitete, nutzte ich die Gelegenheit für ein paar weitere Ausflüge in Norditalien – zum Beispiel zu der etruskischen Stadt Marzabotto an den nördlichen Abhängen des Apennin, nach Padua, wo ich zugleich meinen alten Münchner Schützling Paolo besuchte, und nach Ferrara.
Das spätmittelalterliche Castello Estense in Ferrara |
Das Castel del Monte von seiner Schokoladenseite |
Um diesen Eintrag nicht allzu langatmig werden zu lassen, will ich nur noch einige ausgewählte Impressionen meiner Süditalien-Tour Revue passieren lassen. In Apulien begab ich mich zunächst einmal auf die Spuren Friedrichs II. von Hohenstaufen, Enkel Friedrich Barbarossas, deutscher Kaiser und zugleich König des Normannenreichs beider Sizilien. Der liebste Ort in seinem großen Reich, das sich von der Südspitze Siziliens bis zur Nordsee erstreckte, war ihm jedoch das sonnenverwöhnte Apulien. Dort hat der überaus gebildete und antikenbegeisterte Kaiser auf Schritt und Tritt seine Spuren hinterlassen. Eines der eindrucksvollsten Monumente ist die berühmte Festung „Castel del Monte“, in deren Architektur und Ausstattung römische, gotische und arabische Elemente miteinander verschmelzen. Den in der nahegelegenen Stadt Barletta aufgestellten „Koloss von Barletta“, das spätantike Bronzestandbild eines Kaisers, soll einer Überlieferung zufolge übrigens bei Ausgrabungen in Ravenna entdeckt worden sein, die Friedrich II. angeordnet hat. In gewissem Sinne also ein Kaiser als Archäologe …
Der Koloss von Barletta |
Die Festungsmauern der Lukanersiedlung auf dem Monte Croccia |
Die Griechenstädte Süditaliens müssen sagenhaft reich gewesen sein. Auf dem Festland lässt sich dies nur noch aufgrund der zahllosen Grabbeigaben aus Gold und anderen teuren Materialien sowie aufgrund der gewaltigen Ausdehnung der ummauerten Stadtareale erahnen. Eine Fläche von 100 Hektar scheint jedenfalls nicht unüblich gewesen zu sein. Eine konkretere Vorstellung erhielten wir erst auf Sizilien. In Syrakus, Agrigent und Selinunt – um nur die drei berühmtesten Griechenstädte der Insel zu nennen – reiht sich ein Tempel an den nächsten. Gewaltige Befestigungsanlagen, die zu ihrer Zeit zu dem Modernsten zählten, was der Festungsbau zu bieten hatte, schützten diese Städte im 4. Jh. v. Chr. Mindestens ebenso präsent sind auf Sizilien jedoch die Spuren der Römer, etwa in den Theatern von Taormina und Catania oder in den prächtigen spätantiken Villenanlagen von Piazza Armerina und Patti Marina. Und dann ist da natürlich auch noch das mittelalterliche Sizilien, in das sich die Araber ebenso wie die Normannen und Friedrich der II. eingeschrieben haben. Ach ja, auf Sizilien lassen sich im Übrigen auch die barocken Zentren von Noto, Ragusa und Catania bewundern. Kurz und gut: Diese Insel ist ein Freiluftmuseum der abendländischen Geschichte und auch nach zwei Wochen auf Sizilien hatte ich irgendwie noch das Gefühl, mit meinen Erkundungen gerade erst begonnen zu haben …
Liebe Grüße, wo auch immer Ihr gerade seid,
Euer Marcel
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