Donnerstag, 7. November 2013

Athen im Spätsommer


Inzwischen sind wir dann auch in Athen angekommen. Das Wetter war bis vorgestern traumhaft - jedenfalls sehr viel besser als der größte Teil des Kölner Sommers ... Elisa kennt die Stadt ja ohnehin schon gut genug und ist froh, dass sie hier konzentriert arbeiten kann. Ich mache derweil Athen und Attika unsicher. Bevor ich davon berichte, will ich allerdings noch mein Versprechen einlösen und die restlichen Erlebnisse aus Italien nachtragen.

Am 16. Oktober fuhr ich mit Sabine nach Rom (Elisa kam einige Tage später mit dem Zug nach). Gleich wie oft und wie lange ich nach Rom fahre: Jedesmal habe ich das Gefühl, dass ich zu kurz dort bin. Das liegt zum einen natürlich daran, dass es selbst in einem ganzen Archäologenleben unmöglich wäre, alle Denkmäler der Ewigen Stadt zu sehen. Zum anderen liegt es aber auch an den gesellschaftlichen Ereignissen und der hohen Dichte an deutschen Archäologen, Historikern oder anderen Geisteswissenschaftlern. Entsprechend bin ich in Rom meist schon ausgiebig damit beschäftigt, mich zum Espresso oder zum Essen einladen zu lassen. Nein, ich schnorre mich dort nicht absichtlich durch, weil die Börse eines Reisestipendiaten nicht allzu üppig gefüllt ist! Ob Ihr es glaubt oder nicht, das ergibt sich dort meist ganz von allein so ...

Untergekommen sind wir im Villino Amelung, dem günstig gelegenen Gästehaus des DAI. Von dort ist man schnell zu Fuss an der Stazione Termini, mit der Metro nahezu überall in Rom, aber mit dem Auto auch in nicht einmal einer halben Stunde in Tivoli oder anderen Stätten im Umland.

Der Palast der Barberini über den Resten des Fortunaheiligtums
Tatsächlich haben Sabine und ich denn auch die knapp zwei Wochen genutzt, um Latium, die antike Landschaft um Rom, besser kennenzulernen. Unser erster Ausflug hat uns nach Praeneste (heute: Palestrina) geführt. Dort haben sich nicht nur am Hang eines Berges verschiedene Überreste der antiken Stadt erhalten. In höchst beeindruckender Lage errichtete man oberhalb der Stadt ungefähr gegen Ende des 2. Jh. v. Chr. ein großes Heiligtum der Fortuna, das über mehrere Terrassen hinweg eine Flanke des Berges einnimmt und damit aus vielen Kilometern Entfernung zu sehen ist. Das römische Adelsgeschlecht der Barberini setzte dem dann in der frühen Neuzeit, fast schon im wahrsten Sinne des Wortes, die Krone auf: Sie errichteten ihren Palast einfach auf dem höchsten Punkt des Heiligtums, von wo sie bis zur thyrrenischen Küste blicken konnten.
 
Die Nekropole von Caere in der Abendsonne
Ein weiterer Ausflug war den Etruskern gewidmet, in der mythischen Frühzeit Rivalen der Latiner, der Bewohner Roms und Latiums. Die vielleicht beeindruckendsten Hinterlassenschaften dieses Volkes sind wohl die monumentalen Grabanlagen, die außerhalb der beiden antiken Städte Tarquinia und Caere liegen (während von den etruskischen Städten selbst kaum etwas erhalten ist). Die beiden wichtigsten Nekropolen (= Totenstädte) von Tarquinia und Caere ergänzen sich heute hervorragend. In Tarquinia sind die Malereien im Inneren der unterirdischen Grabkammern herausragend erhalten. Sie zeigen neben jenseitsorientierten Bildern auch Szenen, die auf die Welt der Lebenden verweisen. Dadurch können wir nicht zuletzt verstehen, welche Bedeutungen etwa Gastmähler in der etruskischen Gesellschaft einnahmen. In der Necropoli della Banditaccia in Caere haben sich zwar nicht mehr sonderlich viele Malereien erhalten, dafür ist hier die aufgehende Gestalt der Grabanlagen zu sehen. Hunderte von monumentalen Grabbauten unterschiedlichster Form reihen sich hier an zahlreichen Straßen auf und vermitteln dem Besucher das Gefühl, sich tatsächlich in einer Stadt der Toten zu bewegen. Wir streiften als einzige Besucher in der Abendsonne durch die Straßen und Gassen der Nekropole - eine einzigartige Atmosphäre!

Zwei sogenannte Tombe a Dado (Würfelgräber) in Caere

An den verbliebenen Tagen in Rom erhielten wir von Klaus Stefan Freyberger, dem zweiten Direkter des DAI Rom, eine Führung über das Forum Romanum und besuchten Terracina, Sperlonga und Tivoli. Um mich ein wenig kürzer zu fassen: In Terracina haben sich die Reste einiger Tempel und das gesamte Platzpflaster des römischen Forums erhalten, auf dem die Jugend der Keinstadt noch heute Fußball spielt. In Sperlonga und Tivoli sind dagegen die Reste zweier berühmter Kaiservillen zu sehen. Beide Anlagen sind derart spektakulär, dass jeder Versuch, sie hier in wenigen Worten zu beschreiben, zum Scheitern verurteilt wäre. Ich begnüge mich jetzt mit diesen wenig zufriedenstellenden Urteilen und vertröste Euch auf den nächsten Post, in dem wir endlich nach Griechenland übersetzen werden.

Euch allen herzliche Grüße aus Athen!



5 Kommentare:

  1. Eine wunderbare Idee dieser Blog!
    Ich wünsche euch noch eine schöne und sichere Reise und bin schon auf die nächsten Einträge gespannt!
    Liebe Grüße aus eurer zweiten Heimat
    Birte

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  2. Ciao Birte,

    ich hoffe, Euch und unserer zweiten Heimat geht's gut! Wie laufen die Dinge in Köln denn so? Und wie geht's Marco in Hamburg?
    Liebe Grüße,

    Marcel

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  3. Lieber Marcel, Toni und Heidi können nun auch Eure tollen Eindrücke mitverfolgen und ich freue mich auf viele Reiseberichte und Fotos.
    Liebe Grüße aus dem herbstlichen München

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  4. Ciao Elisa, hoi Mad,

    na dann will ich auch mal mein Kompliment zum Blog abgeben. Immer wenn ich ein wenig Zeit habe schaue ich stets nach ob es von dir etwas Neues gibt! Schon lustig, wie verstreut wir in der Welt sind und uns doch alle hier im Blog treffen! Und noch lustiger, wenn man bedenkt, dass dein und mein Blog eigentlich E-Mails sein sollten, die wir untereinander tauschen. So gesehen komunizieren wir indirekt und öffentlich. Haha... viel zu irrre!

    Auf der einen Seite schreibst du sehr informativ, aber auf der anderen Seite würde ich auch echt gerne wissen wie es euch geht! Habt ihr heimweh, lernt ihr Leute kennen, seid ihr schon in ein Fettnäpfchen getreten, ist das Leben auf der Straße teuer, vermisst ihr es auch selbst zu kochen... gibt es vielleicht die ein oder andere Anekdote? So vieles das ich wissen möchte :)

    So an dieser Stelle noch in Sachen Eigenwerbung... hier ist mein Blog:

    http://dinoeduard.blogspot.ca/

    Wer mich kennt, sei an dieser Stelle recht herzlich gegüßt und eingeladen meine Schritte in Kanada zu verfolgen.

    MAD, keep going und gibt er Elisa n diggen Kuss von mir! Passt auf euch auf!

    Dino

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    1. Dino, Deine Reiseberichte sind sehr unterhaltsam aber kauf besser keine Pizza mehr bei Stan. Guter Rat aus München, alles Gute weiterhin

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